iSP Wissenschafts- und Technikforschung

Der iSP NAG widmet sich den Risiken und Ambivalenzen des technischen Fortschritts und seiner Auswirkung auf die Gesellschaft. Normbildungsprozesse sowie Fragen nach dem Verhältnis von Wissenschafts- und Technikforschung zu Verantwortung, Frieden, Sicherheit und Nachhaltigkeit sind dabei von besonderem Interesse.

Normen – Ambivalenzen – Gestaltungsoptionen

Die Lehrveranstaltungen des Schwerpunktes lassen sich in den Wahlbereichen einer Vielzahl an Studiengängen einbringen. Alternativ kann ein Zertifikat als Zusatzqualifikation erworben werden. Ausführliche Informationen hierzu finden Sie unter iSP-Zertifikat NAG als Zusatzqualifikation sowie unter Anmeldung und Anerkennung .

Das aktuelle Semesterprogramm für den interdisziplinären Studienschwerpunkt Wissenschafts- und Technikforschung finden Sie unter aktuelle Lehrveranstaltungen

Blockseminar; Seminartermine im SoSe 2024:

Fr, 19. April 2024 von 9:50-11:20 Uhr (online)

Fr, 17. Mai 2024 von 9:50-16:50 Uhr (Raum wird noch bekanntgegeben)

Fr, 7. Juni 2024 von 9:50-16:50 Uhr (Raum wird noch bekanntgegeben)

Fr, 14. Juni 2024 von 9:50-16:50 Uhr (Raum wird noch bekanntgegeben)

Dr. Matthias Englert

Das Seminar befasst sich mit historischen Texten und heutigen Debatten bezüglich naturwissenschaftlicher Verantwortung und friedensorientierter Technikgestaltung. Wie können und sollen Werte in die naturwissenschaftliche Forschung einfließen und welche Rolle kann hierbei dem Wert des Friedens zukommen? Welche Methoden und Möglichkeiten hat eine natur- und ingenieurwissenschaftliche Friedensforschung? Diese Fragen werden an Fallbeispielen gelungener Forschungsansätze diskutiert.

Die Fallbeispiele stammen einerseits aus dem Bereich der Nukleartechnologie: zivile Nukleartechnologien in Konflikten (z.B. Ukraine, deutsche Laufzeitverlängerung), die Modernisierung und der Einsatz von Kernwaffen und die zivil-militärischen Verbindungen. Zum anderen sollen auch neue Technologien angesprochen werden, wie die Entstehung künstlicher Intelligenz oder autonome Waffensysteme und die Weltraumbewaffnung.

Blockseminar; Seminartermine im SoSe 2024:

Fr, 19.April .2024 von 9:50 – 11:20 Uhr (online)

Fr, 14. Juni 2024 von 9:50 – 16:50 Uhr (vor Ort – Raum wird noch bekannt gegeben)

Sa, 15. Juni 2024 von 9:50 – 16:50 Uhr (vor Ort – Raum wird noch bekannt gegeben)

Sa, 29. Juni 2024 von 9:50 – 16:50 Uhr (vor Ort – Raum wird noch bekannt gegeben)

Dr. Dirk Scheer

Dieses Seminar führt in die unterschiedlichen Facetten der Technikfolgenanalyse ein: Alle Wissenschaftler*innen und insbesondere Ingenieure sind gegenwärtig gefordert, sich aus der eigenen Disziplin herauszubewegen. Technische Infrastrukturen unterliegen einem stetigen, schnell fortschreitenden Wandel, mit einer Vielzahl an Konsequenzen, die nicht vor Disziplinengrenzen Halt machen und die es – soweit möglich – im Vorfeld zu berücksichtigen gilt.

Chancen und Risiken, Nutzen und nicht intendierte Nebenfolgen, verbesserte Produkte, aber auch negative Technikfolgen für Mensch und Umwelt – all dies ist charakteristisch für den Einsatz von Technik in der Moderne. Mit dieser Ambivalenz von Technik befasst sich die Technikfolgenabschätzung (kurz TA). In den 1960er Jahren in den USA als „technology assessment“ entstanden, umfasst die Technikfolgenabschätzung Methoden zur Identifikation potentieller Auswirkungen von Technikeinsatz und gleichermaßen die gesellschaftliche Bewertung dieser Implikationen. Die Technikfolgenabschätzung soll dabei helfen, Risiken, nicht intendierte Nebenwirkungen und potentielle Schäden frühzeitig zu erkennen und auf ein akzeptables Maß zu mindern. Als interdisziplinärer Ansatz ist die TA eingebettet in wissenschaftliche Analyse, Politikberatung sowie Technikentwicklung und -bewertung.

M.A. Johanna Victoria Bernadette Freudenberg

Das Forschungsfeld „Wissenschaftskommunikation“ wird im Seminar zunächst mit Hilfe einer Lektürephase erschlossen. Neben der Sprache(n) der Wissenschaft(en) geht es dabei z.B. um Formate der Popularisierung, fachliche und öffentliche Kontroversen, die Darstellung von Wissenschaft und Wissenschaftlerinnen in den Medien sowie Problemfelder (z.B. strittige Expertisen, Glaubwürdigkeit und Verständlichkeit). Voraussetzungen für produktive Sitzungen und Lernerfolge sind dabei Ihrerseits eine Aufgeschlossenheit für das Lesen von Fachtexten aus verschiedenen Disziplinen und Diskussionsbereitschaft.

In einer Praxisphase sollen anschließend (erste) praktische Erfahrung in der Wissenschaftskommunikation gesammelt werden. Dabei sollen die Social-Media-Kanäle und die Webseite des interdisziplinären Projekts „Biodiversitätskulturen in Stadt und Land – Integrative Forschung zur Förderung der Insektenvielfalt auf Grünflächen“ (BioDivKultur) bespielt werden. In dieser zweiten Phase werden somit kreative Gruppenarbeiten im Vordergrund stehen. Kenntnisse in der Biodiversitätsforschung sind nicht notwendig.

Das Seminar ist ein interdisziplinäres Seminar und wendet sich ausdrücklich an Studierende aller Institute und Fachbereiche.

Alle weiteren Informationen und Literatur finden Sie im zugehörigen Moodle-Kurs zu diesem Seminar.

Das Seminar findet im WiSe 23/24 montags, von 11:40 bis 13:20 Uhr statt. Der erste Veranstaltungstermin ist der 16. Oktober.

Dr. phil. Marcel Siegler

Das Seminar versammelt verschiedene Ansätze moderner Technikreflexionen und betrachtet deren genuine Fragestellungen und Vorgehensweisen sowie deren Eignung für aktuelle Debatten rund um die Themen Digitalisierung und Digitalität aus technikphilosophischer und technikhistorischer Perspektive.

Dabei wird mitverhandelt, was in den jeweiligen Technikreflexionen selbst unter 'Technik' verstanden und wie das Verhältnis von Mensch, Technik und Gesellschaft dargestellt wird. Digitalisierung und Digitalität dienen dabei als historische, gesellschaftliche und lebensweltliche Kontrastfolien.

Ziel des Seminars ist der Erwerb solider Grundkenntnisse bezüglich verschiedener Ansätze der Technikreflexion, sowie der Fähigkeit, diese Ansätze auf konkrete Problemstellungen anwenden, miteinander vergleichen, bewerten und gedanklich weiterführen zu können.

Das Seminar ist bewusst als Einführung konzipiert. Es steht Studierenden aller Fachbereiche und Kenntnisstufen offen. Philosophische und technikhistorische Grundkenntnisse sind nicht notwendig, jedoch die Bereitschaft zum interdisziplinären Arbeiten, zur Lektüre diverser Texte sowie zur mündlichen Präsentation von Arbeitsergebnissen.

Ziele und Inhalte

Wie sollen sich Wissenschafts- und Technikforschung mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wie etwa der Klimakrise oder der Entwicklung autonomer technischer Systeme weiterentwickeln?

Längst hat die Forschung ihren Elfenbeinturm verlassen und muss Rede und Antwort stehen: Anhand aktueller Fallstudien bereitet der iSP NAG auf Auseinandersetzungen um Verantwortung, Frieden, Sicherheit und Nachhaltigkeit vor. Praxisbezug und Berufsrelevanz: Der iSP NAG befähigt zum Dialog mit gesellschaftlichen Akteuren, zur Integration von Wertvorstellungen in Forschungsprozesse.

Das Veranstaltungsangebot beinhaltet Lehrveranstaltungen aus natur-, ingenieur- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen, die einer problemorientierten, interdisziplinären Herangehensweise bedürfen, wie beispielsweise Klimawandel, autonome technische Systeme oder künstliche Intelligenzen. Das iSP NAG-Programm bietet den Studierenden Einblicke in Forschungsmethoden und -praxis verschiedener Fachkulturen zu aktuellen Themen.

Die vom iSP Wissenschafts- und Technikforschung entwickelten Seminare „Einführung in die Technikfolgenanalyse“ und „Biodiversität und Gesellschaft“ stehen beispielhaft für aktuelle Herausforderungen, die interdisziplinärer Zusammenarbeit bedürfen und die interdisziplinäre Perspektiven integrieren. (bitte verlinken)

Ziel des iSP Wissenschafts- und Technikforschung ist es, den Studierenden grundlegende Kenntnisse der Wissenschafts- und Technikforschung zu vermitteln, in problemorientierte interdisziplinäre Arbeitsfelder einzuführen und sie für die vertiefende Qualifikation in der sozial- und geisteswissenschaftlichen Begleitforschung sowie für die Technikfolgenanalyse vorzubereiten.

Struktur

Das interdisziplinär ausgerichtete Veranstaltungsangebot des Studienschwerpunkts Wissenschaft- und Technikforschung (iSP NAG) gliedert sich in 4 Themenfelder.

Dieses ist in Zusammenarbeit mit in- und externen Lehrenden auf problemorientierte Fragestellungen der Wissenschafts- und Technikforschung hin konzipiert wird, die eine interdisziplinäre Denkweise erfordern. Das Programm ist in 4 Themenfelder aufgeteilt und kann entweder fachübergreifend, im Wahlpflichtbereich oder mit einem vom individuellen Fachstudium unabhängigen Zertifikat (verlinken) absolviert werden.

• Themenfeld 1: Forum Nachhaltigkeit

• Themenfeld 2: Wissenschaft und Technik in der Gesellschaft

• Themenfeld 3: Leitbilder verantwortlicher Forschung

• Themenfeld 4: Entwicklung, Bewertung, Regulierung neuer Technologien

Themenfeld 1 | Forum Nachhaltigkeit

Das Themenfeld „Forum Nachhaltigkeit“ bildet die inhaltliche und organisatorische Schnittstelle aller drei interdisziplinären Studienschwerpunkte. Im „Forum Nachhaltigkeit“ werden interdisziplinäre Veranstaltungen zu Fragen ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit angeboten, die von Studierenden aller drei iSP belegt werden müssen. Aus diesem Themenfeld müssen Studierende mindestens ein Modul erfolgreich mit 3 ECTS-Punkten absolvieren. Folgende Veranstaltungen werden regelmäßig angeboten:

  • Die interdisziplinäre Ringvorlesung „Global Challenges“, die alljährlich im Sommersemester angeboten wird, mit jeweils wechselnden Themen und wechselnder organisatorischer Federführung.
  • Das Seminar „Forum Nachhaltigkeit“, das alljährlich im Wintersemester stattfindet und von der Vieldeutigkeit des Nachhaltigkeitsbegriffs ausgeht: geisteswissenschaftlich in Bezug auf Werte, Normen, Versorgungsprinzipien (NAG), ökologisch und umweltwissenschaftlich in Bezug auf Lebenszyklus- und Stoffstromanalysen, Zertifizierung und Bewertung (UWS) und entwicklungspolitisch in Bezug auf Globalisierung, Risiko- und Nutzenverteilung, Stabilität und Sicherheit (TuE).

Themenfeld 2 | Wissenschaft und Technik in der Gesellschaft

Dieser für den iSP NAG grundlegende Themenbereich bietet eine Einführung in die Wissenschafts- und Technikforschung/Science and Technology Studies. Damit wird ein allgemeines Verständnis der Wechselwirkung zwischen gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen in den Blick genommen. Diese Wechselwirkung wird anhand aktueller oder historischer Fallstudien untersucht. Des Weiteren zählen dazu Veranstaltungen, die systematische oder begriffliche Fragestellungen fokussieren (z.B. in der Wissenschaftskommunikation). Aus diesem Themenfeld müssen Studierende mindestens ein Modul erfolgreich abschließen und wenigstens 3 ECTS erwerben.

Themenfeld 3 | Leitbilder verantwortlicher Forschung

In diesem Themenfeld steht der Forschungsprozess im Mittelpunkt. Es geht um Wissenschaft und Technik als Beruf, insbesondere um ethische und politische Dimensionen der Forschung. Dies wird durch konzeptionelle Lehrveranstaltungen zu ethischen Theorien oder Verhaltenskodices geleistet, aber auch im Rahmen von exemplarischen Studien, die sich mit der Verantwortung von Wissenschaftler*innen als Bürger*innen und als Expert*innen befassen. Darüber hinaus werden konkrete Ansätze zur Integration gesellschaftlicher Wertvorstellungen in technowissenschaftliche Forschungs- und Entwicklungsprozesse diskutiert. Aus diesem Themenfeld müssen Studierende mindestens ein Modul erfolgreich abschließen und wenigstens 3 ECTS erwerben.

Themenfeld 4 | Entwicklung, Bewertung, Regulierung neuer Technologien

Dieses Themenfeld widmet sich dem gesellschaftlichen Umgang mit Wissenschaft und Technik. Dies beginnt auf der Ebene der Wissenschafts- und Technikpolitik, beispielsweise der Entwicklung von angemessenen Governance-Modellen, z.B. für die Partizipation von Bürger*innen und Verbraucher*innen. Die Technikfolgenanalyse und die normative Orientierung der Technikentwicklung untersuchen und konzeptualisieren Begriffe wie Risiko, Nachhaltigkeit, Vorsorge und Responsible Innovation. Wesentlich für dieses Themenfeld ist auch die Frage, worauf sich Vertrauen in Technik und Technikentwicklung begründen lässt, welche Rolle Szenarien und Zukunftserwartungen in zeitgenössischen Technikdiskursen spielen, und wie sich das Berufsbild des Ingenieurs unter den Bedingungen der so genannten „zweiten Moderne“ verändert hat. Aus diesem Themenfeld müssen Studierende mindestens ein Modul erfolgreich abschließen und wenigstens 3 ECTS erwerben.

Zertifikat Wissenschafts- und Technikforschung als freiwillige Zusatzleistung

Studierende aller Fachbereiche der TU Darmstadt haben die Möglichkeit, im Studienschwerpunkt „Wissenschafts- und Technikforschung: Normen, Ambivalenzen, Gestaltungsoptionen (NAG)“ ein Zertifikat zu erwerben, mit dem sie die erworbenen Fähigkeiten nachweisen können.

Für einen Erwerb des iSP-Zertifikats Wissenschaft- und Technikforschung melden Sie sich bitte unverbindlich unter der Rubrik Anerkennung und Anmeldung an. Dort finden Sie auch weitere Informationen, u.a. zur Anmeldung in TUCaN.

Das bislang für Studierende mit und ohne Vorkenntnisse aus vier Modulen bestehende Programm wird seit dem WS 2013/14 als „Interdisziplinäres Zertifikatsprogramm Wissenschafts- und Technikforschung” angeboten. Dieses Zertifikatsprogramm ist studienbegleitend angelegt und interdisziplinär ausgerichtet (die dafür besuchten Lehrveranstaltungen können nicht doppelt angerechnet werden). Für die erfolgreiche Teilnahme erhalten Absolvent*innen ein Zertifikat, das ihre besonderen Kenntnisse ausweist.

Das Lehrangebot wird vom Studienschwerpunkt „Wissenschafts- und Technikforschung“ koordiniert und (teilweise) konzipiert. Es verbindet reguläre Lehrveranstaltungen der TU Darmstadt mit zusätzlichen, durch den Studienschwerpunkt angebotenen Veranstaltungen. Ziel des Programms ist es, ein umfassendes Spektrum aktueller Wissenschafts- und Technikforschung zu vermitteln, welches im Zusammenhang mit nachhaltigkeits-, sicherheits- und friedenstheoretischen Forschungsansätzen durch verschiedene Disziplinen führt und somit den Blick über die eigene Fachrichtung hinaus ermöglicht.

Die Teilnahme bietet Studierenden nicht nur einen Einblick in den technik- und wissenschaftsphilosophischen Umgang mit aktuellen technologischen Herausforderungen, sondern vermittelt ein grundlegendes Verständnis für verschiedene Forschungsansätze der Wissenschafts- und Technikforschung. Für die Ausstellung des Zertifikates müssen die Studierenden nachweisen, dass sie insgesamt mindestens 10 SWS (15 CP) an Veranstaltungen aus dem Studienschwerpunkt belegt haben und davon

• mindestens 2 SWS (3 CP) aus dem Themenfeld 1 „Forum Nachhaltigkeit“

• mindestens 2 SWS (3 CP) aus dem Themenfeld 2 „Technik und Gesellschaft“

• mindestens 2 SWS (3 CP) aus dem Themenfeld 3 „Leitbilder verantwortlicher Forschung“

• mindestens 2 SWS (3 CP) aus dem Themenfeld 4 „Entwicklung, Bewertung, Regulierung neuer Technologien“.